Im Land der Hitlers, Luthers, Schröders, des Förderns und Forderns, werden die faulen Existenzen gejagt. Normal.
Dass dies mal wieder Wahlkampfthema wird, verwundert auch nicht.
Arbeitslosengeld2 war für mich schon genug Drangsal, sodass ich mir eine Arbeit suchen musste, aber nicht genug, um dagegen links wählen zu gehen.
Ich nehme das mal zum Anlass, das Manifest gegen die Arbeit und das, was ich für dessen Folgen halte, neu zu diskutieren. (“Zwei Stunden Arbeit am Tag, weil es mehr nicht braucht!”[K.I.Z.] Diese maßgebliche Kritik der Lohnarbeit bleibt wesentlich. Die Argumente dafür stehen in Das Kapital im Kapitel Sieben u.a.)
Irgendwo anders heißt es, der Kommunismus sei das einfache, das schwer zu machen sei.
Ich denke, dass es umgedreht ist. Anspruchsvolles Tun halte ich für gut, und die Befreiung der Produktivkräfte bedeutet für mich auch die Möglichkeit, viel mehr zu arbeiten. Ich will hier nicht die Zukunft ausmalen, sondern gerade im Gegenteil; die vorgeblich-utopische Vorstellung angreifen, dass die Revolutionierung der Arbeitsverhältnisse darin bestünde, das Surplus gerechter zu verteilen, sodass dann eben die Abreitszeitreduzierung im Sinne von KIZ dabei rauskommt. Denn dies wäre eben ein Auspinseln der Zukunft, und zwar in den Farben der Gegenwart; nur halt mit mehr “frei”. Dazu unten mehr.
Das Einfache am Kommunismus ist das im Bett bleiben, der Besuch bei meinen Liebsten und die Suppenlieferung zum Streikposten, bis der ganze Laden still gelegt ist.
Was dann kommt, das wird harte Arbeit. Und mir geht’s da gar nicht um den Kampf. Die Gegenseite bringt Geld und tote Arbeit außer Landes. Der Laden zerfällt in quasi unendliche kleine Aufgaben, die alle irgendwer selber machen muss. Ob dann Zeit und Mittel bleiben, um mit Robotern irgendwas zu erledigen, wage ich zu bezweifeln. Stattdessen sehe ich die Revolutionäre am Fließband stehen, Trecker reparieren und einen kühlen Kopf bewahren, wenn mal wieder jemand auf einen Kontinent mit Lohnarbeit und Bürgergeld fliehen will.
Die Kritik des Hedonismus beschränkt sich zumeist darauf, dass eine Technoparty in Berlin nicht wirklich ein Genuss sei, oder andersherum; dass es davon viel zu wenig gibt.
Darin hat sie mehr gemein als ihr lieb ist mit den Arbeiterbewegungen, welche noch die beschissenste (konkrete) Tätigkeit als ihren Totem anbeteten: am Ende wollen beide für ihre pure Existenz belohnt werden – als bedürftiger Arbeiter oder als bedürftiger Mensch. Die Frage nach der Revolution wird so zur bloßen Abwägung, wo die Interessen besser zur Geltung kommen. Es bleibt die eigene Existenz als bedürftige, die Interessen formuliert, welche in Konkurrenz zu allen anderen stehen. Revolution oder nicht – das heißt heute worklifebalance? Es sind alle betroffen, es hilft schlechterdings auch nicht, Rechenhilfe bei der Abwägung zu geben – und es verwundert auch nicht, dass die Genossinnen des Lesekreis Kapitel 7f jetzt KPÖ und RosaLux mit Argumenten zur Rechenhilfe versorgen.
Die nächsten zwei Jahre hat ein Freund Vormerz genannt. Was passiert, wenn nicht mehr Linksgrün den Sozialabbau machen muss, sondern die dafür vorgesehenen liberalkonservativen? Die Wahlkämpfe werden jede Menge interessierte Linke auf die Seite der aktuellen Regierung bringen. Die interessierten Marxisten vom Dienst werden ihre Argumente irgendwie verpacken, damit sie in den Wahlkampf passen und mit Hitlers Forderung in Einklang stehen: Es muss eine größere Ehre sein, Straßenfeger in diesem Land zu sein, als König in einem anderen Staat.
Rien faire comme une bête. Der kurze Text Surl’Eau von Adorno ist zur Parole geworden für diejenigen, die das Gegenteil machen: linken Wahlkampf – im Gleichschritte mit jenen bärtigen Sozialdemokraten der 90er Jahre.
Ich las in einem Chat:
“Werbeslogan im Supermarkt: ‘gemeinsam für ein besseres Leben’.
Ich frage mich, warum hier nicht sofort der Aufstand losbricht.”
Der Werbeslogan der Revolution lügt, wenn darin nicht erwähnt wird, dass Du Dir den Arsch aufreißen musst, ohne Erfolgsgarantie und ohne Aufstiegsmöglichkeit, und in jahrelanger Unsicherheit darüber, ob Deine Bedürfnisse befriedigt werden können.
‘Das klingt nicht nach einem besseren Leben’, lautet die berechtigte Antwort. Du hast es selber in der Hand. Und es gibt nur einen vernünftigen Grund, Freiheit gesellschaftlich verwirklichen zu wollen: Moral. https://youtu.be/-b0X9FhqYTQ?si=i7sSTmva9fMgL_bq